Vom 21.8.2011 bis 29.8.2011 fuhren wir – Hacki u. Birgit Reiner, Marianne u. Hermann Nutz, Birgit Englisch und Silvia Geisenberger - nach Frankreich in die Picardie, um sowohl die Zweispänner WM zu besuchen, als auch einige Tage die nähere Umgebung dort zu erkunden. Wir hatten ein Mobilhome gebucht, schön gelegen auf einem Campingplatz in der Nähe von Amiens und ca. 40 km von Conty entfernt, wo die WM stattfinden sollte.
Glücklicherweise sprach die nette junge Dame an der Rezeption englisch, wir wären sonst arg in Nöten gewesen, beschränkte sich unser Wortschatz doch bis dato auf "Bonjour Madame, Bonsieur Monsieur, Salut, Au revoir, comme ci comme ça, rien ne va plus, S'il vous plait, merci, Renault, Peugeot, Citroen, u.ä.....". Nicht wirklich brauchbar, um wichtigere Dinge zu klären.
Erstaunlicherweise gelang es uns damit aber - sogar ohne besonders unangenehm aufzufallen - bis nach Paris zu kommen, eine Stadtrundfahrt in den Doppeldeckerbussen der "L’Open Tours" zu buchen und einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der schönen Stadt vom Bus aus zu sehen. Von der Opera Garnier zum Place de la Concorde, an der Champs Elysees entlang bis zum Arc de Triomphe, von da zum Place du Trocadero, von dem man schon den schönsten Blick auf den Eiffelturm hatte, um den gleich einmal rundherum, schließlich vorbei am Musée de l’Armée, dort über die lange Brücke „Pont Alexandre III“, die an beiden Enden mit Säulen - gekrönt von wunderschönen goldenen Pegasus Figuren – begrenzt wird, zum Grand Palais. Vorbei am Musée d’Orsay, am Palais de Justice und an der Notre Dame, weiter zum Louvre. Auch das Rotlichtviertel rund um das Moulin Rouge wurde nicht ausgelassen. Wir konnten natürlich nicht alles sehen, aber insgesamt doch einen guten Gesamteindruck von Paris mitnehmen.
Einen Tag lang fuhren wir dann nordwestlich Richtung Küste und besuchten den Fischerort Saint Valery sur Somme, malerisch gelegen an der Mündung der Somme. Die Baie de Somme gilt als eine der schönsten Buchten der Welt. Weite Teile davon wurden sogar zum Naturschutzgebiet erklärt, das vielen seltenen Tieren, Pflanzen und Vogelarten Lebensraum bietet. Die Seehundkolonie, die dort ab und an zu beobachten sein sollte, hat sich für uns allerdings nicht blicken lassen.
Nach unserem Stadtrundgang machten wir Rast in einem Cafe und bestellten - nach einem Blick in den Sprachführer und entsprechend stolz auf unsre neu erworbenen Französischkenntnisse - einen café crème, einen einen café au lait, einen grand café - um am Ende festzustellen, dass wir alle exakt den gleichen Kaffee vorgesetzt bekamen..........naja: „allé stupides, continuer à pratiquer!“ Dumm gelaufen, weiter üben!
Im Anschluss daran fuhren wir an den Strand bei Le Hourdel. Ein bisschen nieselig war es, die Sonne ließ sich auch nicht blicken, aber es herrschte gerade Ebbe und wir konnten kilometerlang am menschenleeren Strand entlang spazieren. Schnell nichts wie runter mit Socken und Schuhen und mit nackten Füßen rein in den weichen Sand, der durchzogen war von lauwarmen Pfützchen, die das Meer zurückgelassen hatte. Eine wunderbare Fußmassage, die uns später prickelnd warme Füße bescherte.
Unsere Tour führte uns weiter an die Steilküste bei Ault. Die mächtigen Kreidefelsen waren schon sehr beeindruckend und hier und da war zu sehen, dass sich das Meer immer mal wieder einen Teil der Küste zurückerobert.
Die ganze Woche über führte uns unser Weg auch immer mal wieder nach Amiens, der Hauptstadt der Picardie. Dort steht u.a. die größte Kathedrale Frankreichs, die Notre Dame d’Amiens. In die warfen wir natürlich auch mal einen neugierigen Blick, spekulierten darüber was die ganzen Figuren und Statuen – insbesondere einer ganz bestimmten - rund um die Hauptportale der Kathedrale wohl aussagen sollten………. Ebenso besuchten wir - auf massiven Druck eines Sechstels unsrer Truppe - das Musée de Picardie, wo wir einige Bildungslücken schließen und uns einen geschichtlichen sowie kulturellen Einblick mitnehmen sollten, aber anhand der - wer hätte das gedacht? - ausschließlich auf französisch geschriebenen Täfelchen kapitulieren mussten.
Wir buchten auch eine Bootsfahrt in die schwimmenden Gärten Amiens, die Hortillonnages. Von den Kanälen der Somme durchzogen liegt dieses Obst- und Gemüseanbaugebiet auf 300 ha Gesamtfläche. Die Gesamtlänge der schmalen Wassersträßchen beträgt ca. 55 km und kann nur mit den traditionellen Flachbooten erkundet werden. Eine sehr schöne Ruheoase mitten in der Stadt. Sogar eine Wasserschlange konnten wir dort fotografieren.
Abends saßen wir schon mal im superschönen Altstadtviertel Amiens, in „Saint Leu“ am Kanal und ließen uns einige „Amuse-gueule“ schmecken und den Tag geruhsam ausklingen.
Als wir am Mittwoch spätnachmittags unsre Tour zügist beendeten um nur ja rechtzeitig zur Auftaktveranstaltung der Weltmeisterschaften in Conty zu sein, staunten wir nicht schlecht als wir erwartungsfroh in Richtung Stadion marschierten, dort aber keinerlei Vorbereitungsaktivitäten feststellen konnten. Wir schlenderten etwas verwundert weiter zum Abfahrplatz und auch da - gelinde gesagt: Nix war’s mit schön herausgeputzten Gespannen im Eröffnungsfieber o.ä……
Wir versuchten unser Glück im kleineren Dressurviereck, etwas abseits vom Hauptgelände, nahmen Platz auf der Tribüne und harrten der Dinge die da kamen. Nun ja, letztendlich war es wohl so eine Art Reiterprüfung auf den schweren Percherons. Die hartgesottenen ReiterInnen versuchten sich in einer Kür auf ihren „chevaux lourds – den schweren Pferden“, was von mehr oder – sagen wir mal - eher weniger Erfolg gekrönt war. Beim erneuten Versuch, mittels Sprachführer das französischsprachige Programm zu übersetzen, kamen wir darauf, dass die Eröffnungsfeier wohl schon am Nachmittag stattgefunden hatte und wir eher beim abendlichen Unterhaltungsprogramm am Rande der Veranstaltung gelandet waren…...Ja, wer einige Brocken französisch gekonnt hätte, wäre da wieder mal klar im Vorteil gewesen!
So endete unser erster Besuch auf dem WM Gelände dann doch etwas früher, wir fuhren zurück in unser gemütliches Mobilhome und verzockten den Abend mit einigen Runden Rommé, tranken lecker Aldi Nord (!!!) Kanisterwein und französisches Bier. Gekrönt wurde unser Abend noch durch eine – wohl eher nicht für breites Publikum gedachte – Ein-Mann-Peepshow im benachbarten Mobilhome. Brüllendes Gelächter auf unsrer Terrasse und Auszug der Bewohner des beobachteten Mobilhomes am folgenden Morgen…….
Am nächsten Tag ging es aber ernsthaft los. Die Dressurprüfungen begannen und steigerten sich bis zur absolut grandiosen Fahrt unsrer künftigen Weltmeisterin Carola Diener, die auch am nächsten Dressur-Tag nicht mehr getoppt werden konnte.
Es war Gänsehautfeeling pur und Goldmedaille in der Dressur!
Am Samstag spielte das Wetter nicht mehr so recht mit, es regnete mit kurzen Unterbrechungen immer wieder, der Boden weichte zunehmend auf und wurde zur Matschpiste. Gut, wer Regenjacke und Schirm dabei hatte, was bei unsrer Truppe nicht zwingend bei jedem der Fall war……..
Für Carola Diener reichte es noch für den 12. Platz im Gelände und auch beim Kegelfahren am Sonntag fuhr sie souverän und nervenstark und sicherte unserem deutschen Team die Silbermedaille.
Die Ergebnisse der Einzelwertung:
Gold: Carola Diener (Lähden); 125,78 (Dressur 35,58/Marathon 88,26/Hindernis 1,94)
Silber: Stephane Chouzenoux (FRA); 129,06 (Dressur 44,29/Marathon 84,77/Hindernis 0)
Bronze: Tom Engbers (NED); 130,97 (Dressur 49,28/Marathon 78,69/Hindernis 3,00)
Weitere Platzierungen der deutschen Fahrer:
6. Sebastian Warneck (Nunsdorf); 139,16 (48,51/89,18/1,47)
17. Reinhard Burgraf (Geretsried); 151,81 (52,48/89,64/9,69)
18. Anna Sandmann (Lähden); 152,35 (44,93/97,48/9,94)
Ergebnisse der Mannschaftswertung:
Gold: Niederlande; 261,6
Silber: Deutschland; 264,9
Bronze: Frankreich; 271,4
Besonders zu erwähnen ist wohl auch die erst 15-jährige Anna Sandmann (Lähden), die als deutsche Einzelfahrerin startete und ihr WM-Debüt in dem 69-köpfigen internationalen Starterfeld auf dem 18. Platz beendete. (Dressur sogar Platz 8!)
Resumé: Wir haben eine sehr schöne, harmonische Woche in Frankreich verbracht, viel Schönes gesehen und erlebt, auch von Seiten der Einheimischen. Wir erlebten das typische „Laissez-faire“ der Franzosen als ausgesprochen angenehm und entspannt. Man wird dort - ob man will oder nicht – stets etwas verlangsamt und das tut einfach mal gut. Auch auf dem WM Gelände wurde alles relativ locker gehandhabt. Man war immer mittendrin, die Wege waren kurz und es hatte mehr das Flair eines mittelständischen Turniers.
Fakt ist, man bekommt Lust auf MEHR…..und Frankreich kommt auf die künftige „To-do-Liste“!
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