· 

Mit Pferd und Wagen durch den Vorgarten Oberbayerns im Oktober 2011

 

So wie es unsere Urgroßväter kannten, haben sich heuer vom 20. bis 25. September die „Marienheimer Kutscher“ auf den Weg gemacht mit 5 zweispännig angespannten Kutschen den Chiemsee auf ruhigen Wegen zu umrunden. Mit von der Partie waren Marianne und Hermann Nutz, Eva Enzmann, Christin und Wolfgang Hermann, Birgit und Hacki Reiner, Edith Maulus und Andreas Lipfert, sowie Gabi und Achim Zimmer. Weiterhin begleiteten uns zeitweise Sonja Nutz, Ursula .... und Burgl Fischer. Nicht zu vergessen unsere 5 köpfige Hundemeute, die den ganzen Tross eskortierten.

Geplant und organisiert wurde diese Tour auf Wald- und Feldwegen sowie Nebenstraßen. Hauptverkehrsstraßen wurden, wenn überhaupt, nur kurz tangiert in der Regel zum überqueren, wobei sich die den Verkehr absichernden Beifahrer bewaffnet mit Kelle und Warnweste sehr bewährt haben. Gefahren wurde in 5 Tagesetappen mit einer Strecke von jeweils rund 35 km/Tag. Zum jeweiligen Etappenziel stand dann ein Pferdebetrieb mit Stallung für die 10 Rösser und ein Gasthof für die ‚müden und durstigen’ Kutscher bereit. 

Am Montag den 19.09.2011 wurden Kutschen und Rösser verladen und bei strömendem Regen nach Aschau transportiert. Dort angekommen lichteten sich langsam die Wolken und die weißen Tatsachen kamen zum Vorschein. Es hatte bedingt durch einen kräftigen Temperatursturz bis auf ca. 900 Meter herunter geschneit. Uns Fahrer kamen die 6° Celsius wahrscheinlich kälter vor als unseren Vierbeinern, die die Nacht auf der Reitanlage bei Frau Wittmann sogar im Paddock verbrachten. Am nächsten Morgen fiel der Startschuss für unsere Chiemsee-Rundfahrt nach Einschätzung der Wetterkapriolen, diversen ’Verzögerungstricks’ wie Schlüsselsuche, Beschaffung von Leih-Leinen mit unwesentlicher Zeitverzögerung am fortgeschrittenen Vormittag. Der Weg führte uns unmittelbar nach Aschau über einen der Kampenwand vorgelagerten Höhenrücken Richtung Bernau. Ein anscheinend etwas von den Kutschen ungewohnt überraschter Landwirt machte unterwegs dann nach besänftigender Diskussion mit Gabi den Weg durch seinen Hof für uns frei. Er hatte unglückseeliger Weise einen Obstbaum am Vormittag umgeschnitten, der uns den Weiterweg versperrte. Allerdings machte er in geschliffener oberbayrischer Grantlermanier seinem Unmut Luft, da wir den gerade befahrenen Waldweg nach seiner Meinung eben nicht hätten befahren sollen, da er frisch aufgekiest wurde. Dank Gabi’s klärendem Diskussionsgeschick und der Herausgabe unserer Adresse konnten wir die Fahrt bei zunehmend sonniger werdendem Wetter durch die Mooslandschaft der Chiemsemöser rund um Bernau bis Grassau fortsetzen, wo uns bereits Hermann beim vereinbarten Gasthof Kirchenwirt erwartete. Nach einer Brotzeitpause führte uns der Weg über den Osterbuchberg zum ersten Etappenziel nach Weidach zum Denk’n, wo unsere Pferde bis auf zwei sogar alle eine Box haben konnten. Wir Kutscher waren hervorragend einquartiert bei der Familie Gehmacher die uns herzlich aufnahm und auch den Personen-mit-Gepäck-Transfer bewerkstelligte. 

Der zweite Tag begleitete uns, garniert mit Traumblicken vom Wendelstein über die Chiemgauer Berge wie Kampenwand, Hochries und Hochfelln, die Berchtesgadener Berge wie das Watzmann-Massiv bis Salzburg, auf der Ostseite des Chiemsees durch eine malerische Voralpenlandschaft. Die Mittagspause wurde dieses Mal kurzerhand umgestaltet in ein Picknick unter den Kastanien bei der Traditionswirtschaft Kraimoos, da der Wirt auf seinen Ruhetag bestand. Der Nachmittag leitete uns über Feld- und Waldwege bis zum Ziel in Hörzing beim Christlmayer-Hof. Die Familie Kiefersbeck empfing uns mit eigens für unsere Pferde hergerichteten Koppelabteilen mit reichlich Grünfutter und hat für uns Kutscher einen Grillabend gestaltet. Gegen Hunger und Durst hat hier der Hausherr und seine Familie alle Register gezogen, so dass wir dank unserer Jagdhornbläser auch unser bestes geben konnten. Nebenbei stellte dies eine Ouvertüre hier auf dem Hof dar.

Am 3. Tag ging die Reise weiter in einem großen Bogen ostwärts bergauf bergab durch den Landkreis Traunstein. Nach dem Passieren einer langen Trabstrecke über eine malerische Waldstraße gefolgt von der steilen Abfahrt von Daxberg erreichten wir unser heutiges Ziel Stein a. d. Traun. Hier fanden wir Stall und Unterkunft zu Füßen der Burg des ehemaligen Raubritters Heinz von Stein. Die Stallungen von Frau Waltrich-Mezzaros hatten für jedes Pferd eine Box parat. Der Brauereigasthof Martini gleich nebenan bot uns nach gutem Essen und Stillen der durstigen Kehlen (wegen des Staubes unterwegs) den Platz für unsere müden Häupter.

Am nächsten Morgen nach dem örtlichen Pressetermin mit dem Lokalblatt dem Trostberger Anzeiger, kamen wir zeitig auf die Achse um erst entlag der Alz in einer malerischen Auenlandschaft wieder größtenteils über Naturwege bis nach Seeon am gleichnamigen See zu gelangen. Hier lud der Alte Wirt, die ehemalige Tafernwirtschaft des Klosters Seeon im schattigen Biergarten zur Rast. Uns gefiel es hier so gut, dass wir erst nach zwei Stunden wieder einspannten. Übrigens, auch unsere Rösser hatten anscheinend Gefallen an den schattigen Bäumen, die einen wie gesagt wegen des Schattens zum dösen, die anderen wegen der Rinde zum nagen. Der Nachmittag führte uns über Pittenhart zu einer einzigartigen Aussichtsanhöhe die den Blick schweifen lies vom Tegernseer Wallberg über den Chiemsee bis zum Salzburger Gaisberg. Die restliche Wegstrecke leitete uns über Schloss Ammerang zu unserem Quartier Gut Kronberg bei Höslwang. Der Tag fand eine harmonische Abrundung durch die zum Teil begeisternd staunenden Golfspieler bei unserer Durchquerung des Golfplatzes Höslwang auf dem offiziellen Feldweg.

Unsere Pferde haben sich nun den folgenden Ruhetag wahrlich verdient und wir nutzten die Gelegenheit mit Verstärkung der Truppe durch Sonja und Burgl auf Herrenchiemse zu fahren. Nach Schlossbesichtung und Brotzeit beim obersten Kutscher der Herreninsel, Helmut Meidert, wurden wir von ihm eingeladen zu einer Kutschenrundfahrt über die gesamte Insel persönlich gefahren von ihm und mit sehr interessanten Erklärungen und Erläuterung garniert zur Geschichte von Herrenchiemsee.

Die letzte Etappe begann mit einer beschaulichen Fahrt durch die Eggstädter Seenplatte bis wir in Höhe von Cafe Toni direkt zum Chiemsee kamen. Entlang der ‚Schafwaschener Bucht’ ging der Weg weiter durch Rimsting, weg vom Trubel durch malerische kleine Ortschaften, dem sog. Salzweg folgend, hinab in die Talsenke der Rohrdorfer Ache mit anschließendem steilen und langem Aufstieg bis nach Söllhuben. Hier beim Hirzinger, einem durch den Bayrischen Rundfunk bekannt gewordenes Bayrisches Gasthaus konnten sich die Pferde im Schatten von der Anstrengung erholen. Nach einer Brotzeit riefen uns die letzten noch ca. 12 Km wieder auf den Weg über Kohlstatt einer steilen Abfahrt folgend wieder hinab zur Rohrdorfer Ache und an dieser entlang bis Achenmühle zur Firma Medi-Globe, wo wir dankenswerter Weise die Pferdehänger deponieren durften. Nach Verladen der Pferde und Kutschen war eine traumhafte Woche leider zu Ende in einer wunderbaren Landschaft, die von unseren Kutschen aus betrachtet bestimmt den einen oder anderen Eindruck vermittelt hat.

Ich möchte mich abschließend bei allen Teilnehmern, den Stallungen und Pensionen beziehungsweise Gasthäusern, die uns alle sehr freundlich und entgegenkommend aufnahmen, die Firma Medi-Globe für die unkomplizierte Bereitstellung des Parkplatzes bedanken für eine tolle Woche mit unseren Rössern.

Die Vorstandschaft und die Teilnehmer möchten sich an dieser Stelle nochmals herzlich bei Gabi und Achim bedanken für ihr Engagement und Begeisterung, diese Fahrt zu organisieren. All die schönen Wege und Landschaften wurden von den beiden per Mountainbike  ausgekundschaftet und alle Stationen persönlich besucht und ausgewählt, was natürlich auch Grundlage für das gute Gelingen der Fahrt war. 

Erwähnenswert auch, dass alle fünf Gespanne gemeinsam, diszipliniert und unfallfrei die ganze Strecke absolviert und die Pferde die knapp 200 km unbeschadet bewältigt haben

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Unsere Sponsoren